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Nil: Quarante Jours Sur Le Sinai (Review)
Artist: | Nil |
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Album: | Quarante Jours Sur Le Sinai |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Unicorn Digital | |
Spieldauer: | 65:01 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Dies ist die Wiederveröffentlichung eines in Eigenregie veröffentlichten Konzeptalbums über die 40 Tage, die Moses auf dem Sinai verbracht haben soll. Das dicke englisch-französische Booklet gibt allerdings nur wenig Auskunft über die genaue Story und ist gespickt mit Zitaten aus antiker wie moderner Literatur. Sogar auf eine Bibliographie wurde nicht verzichtet, so dass bei Zeit und Muße in die Historie (oder Fiktion?) eingetaucht werden kann. Die Kernformation von NIL wurde für dieses Ein-Song-Event um zahlreiche Aushilfsmusiker für Gesang und weniger alltägliche Instrumente erweitert.
Saitenklänge aus der Wüste sind auch gleich die ersten akustischen Äußerungen auf „Quarante Jours Sur Le Sinai“. Mellotron und Bläserklänge fügen sich ein, ehe die Band mit cleanen Gitarren, Fretless Bass und Schlagzeug hinzukommt. Synthetischen Leads stellen sich nach einiger Zeit auch verzerrte zur Seite; der Rhythmus wird zwingender, nur um erneut zusammenzubrechen und französischem Frauengesang Raum zu lassen, der mitunter auch bloß rezitiert. Menschliche Lautäußerungen werden im gesamten Verlauf eher selten sein und sind immer wieder von sphärischen Klängen oder melodischem Bassspiel unterbrochen. Die Rhythmik ist nie harsch, aber dafür verspielt, was den Fluss der Musik behindert. Die Melodieinstrumente setzen dem nichts entgegen, weil Motive – wenn überhaupt erkennbar – allenfalls angespielt und zu Gunsten eines weiteren Bruchs verworfen werden. Dies erscheint nicht einmal hektisch, sondern am Ohr vorbeirauschend. Griffigkeit ist NILs expressionistischer Spielart fremd – Kunstmusik nehmen sie also wörtlich.
Substantielle Riffs lassen lange auf sich warten, kommen dann im Verbund mit schmatzendem Synthesizer oder werden vom Piano gedoppelt. Statt wie viele Gruppen instrumentalen Potenzbeweisen catchy Gesangspassagen gegenüberzustellen, ist die pure Musik der Band kaum zum Aushängen des Kiefers geeignet, und wenn die Vocals einsetzen, enervieren diese nicht selten – beispielsweise, wenn Madame in ihrer Muttersprache wortreich labert, als müsse sie einen Silben-pro-Minute-Rekord brechen. Eine bedrohlich verfremdete Männerstimme artikuliert sich ebenso unverständlich, und vielleicht wollen NIL auch gar nicht kapiert werden; vielleicht ist aber auch der größte Teil dieser Stunde Musik heiße Luft...würde ja zum Bandnamen passen...
Angesichts des Albumthemas hätte sich eine stärkere Gewichtung nahöstlicher Klangverweise angeboten – die latent muffige Grabesstimmung ägyptischer Pyramiden ist aber hoffentlich nicht in dem Sinne zu verstehen. Die zweite Hälfte der Geschichte nimmt instrumental etwas an Dichte zu, doch man kann höchstens von dezent rockiger Note sprechen. Die progressiv gemeinten Momente langweilen, es ist kein logischer Kompositionsbogen in diesem Stück zu erkennen: eine Idee folgt der nächsten und ist in der Regel kein Ausbund an Kreativität. Das soll scheinbar ganz tiefgründig sein und Stimmung erzeugen, geht aber völlig am unvoreingenommenen Hörer vorbei. Es stellt sich die Frage nach der Qualität von Musik, wenn diese nicht für sich alleine stehen kann und einen ideologischen, thematischen oder sonstigen Unterbau zur Legitimierung braucht.
Es ist seltsam, dass Musiker mit künstlerischem Anspruch oft die am wenigsten zwingenden Longtracks schreiben: Die Referenz in Sachen halb- bis ganzstündiger Schlüssigkeit liefert nach wie vor der Metalbereich mit Edge Of Sanity oder Green Carnation.
FAZIT: Angeblich von Kritikern abgefeiert wurde dieses überambitionierte „Nil“ und beweist damit, dass konzeptionell bedeutungsschwangere und pseudoepisch ausgewalzte Musik prima blenden kann. Das kann man weder mit Worten wie „cineasitisch“ oder „Kopfhörermusik“, noch vollen Lobes des Unkommerziellen schönreden – artsy Firlefanz.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Act I
- Act II
- Bass - Samuel Maurin
- Gesang - Samuel Maurin
- Gitarre - David Maurin
- Keys - Benjamin Croizy
- Schlagzeug - Frank Niebel
- Sonstige - David Maurin (flute/gong/bass clarinet)
- Quarante Jours Sur Le Sinai (2006) - 4/15 Punkten
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